Sie haben sich erfolgreich abgemeldet! Wenn Sie die bezahlpflichtigen Artikel wieder lesen wollen, können Sie sich jederzeit mit Ihrem Benutzernamen und Passwort erneut anmelden. Er arbeitet bevorzugt in Berliner Nobelhotels, Diskretion ist Ehrensache. Doch jetzt erzählt Richard aus seinem Leben. Die Gesellschaft sitzt in glänzenden Clubsesseln. Spitze Lippen nippen Tee aus Wedgwood-Porzellan. Denn der Gast wird hier behandelt wie ein rohes Ei. Er wandelt auf dicken Teppichen.
Gedämpftes Licht und leise Klaviermusik mutet man ihm gerade noch zu. In einen olivgrünen Loungesessel sitzt eine ältere Dame. Das edle Fell zwingt sie, ihr Kinn zu recken. Der junge Herr hat keinen Nachnamen. Er ist Callboy. Und obwohl die Nachfrage steige, buchten mehrheitlich nicht Frauen einen Escort-Begleiter, sondern Paare.
Wenn Frauen allein einen Escort bestellten, seien sie häufig zwischen 35 und 45 Jahren alt, unverheiratet und beruflich sehr erfolgreich. Ein Prozentsatz der Pauschale gehen an den Vermittler. Bezahlt wird bar. Im diskreten Umschlag. Richard aus Berlin-Mitte will erst einmal nichts trinken. Den Mantel im Pfeffer-und-Salz-Muster hat er neben sich abgelegt.
Etwas unruhig rutscht der Jährige auf dem schwarzen Stoffpolster unserer Loungeecke hin und her. Mal legt er ein Bein über das andere, mal beugt er sich vor. Auf seinen Agenturfotos trägt er mal Anzug und mal nur einen Rosenkranz über dem nackten Astraloberkörper.
Flüchtig und mit der flachen Hand. Eine von Kommunikationsratgebern häufig empfohlene Geste zum Vertrauens- und Sympathieaufbau. Noch nie habe er eine Buchung absagen müssen, sagt der gebürtige Leipziger und klingt stolz. Auch nicht, wenn eine Kundin im Alter seiner Mutter gewesen sei. Er könne an jeder Frau etwas Schönes finden. Und sei es nur ein Duft, ein Lachen, eine Stimme.
